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BRIGITTA PRAMMER mit Liedern und Arien

Operette mit Opernstimme! - „Auf Flügeln des Gesanges….“


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Brigitta Prammer. Copyright: Hofer

Sie hat viel Operette gesungen, in ihren Anfängen das leichtere Fach. Während einer mehrjährigen Bühnenpause, bedingt durch einen Unfall mit langwieriger Heilung einer Fußverletzung, ist ihre Stimme reifer und voller geworden und präsentierte sich an diesem vergnüglichen Soloabend als leicht metallisch legierter jugendlich-dramatischer Sopran mit apartem Timbre. Eine Agathe, eine Rusalka, eine Marschallin wären ohne weiteres drinnen. Und selbstverständlich diverse Fürstinnen und Gräfinnen der Operettenbühne. Das bewies gleich die Begrüßung mit „Grüß dich Gott, du liebes Nesterl“ aus „Wiener Blut“, mit viel Charme und Verve vorgetragen. Die ausgewählten Lieder von Brahms (aus den Deutschen Volksliedern) , Schubert (Seligkeit, Lachen und Weinen) und Mahler („Hans und Grete“ aus „Des Knaben Wunderhorn“) nahmen durch sympathische Naivität ein, wozu die Verbindung von suggestivem Parlando und schöner Kantilene erheblich beitrug. Als besonderes Zuckerl gab es das Lied „Alphorn“ von Richard Strauss mit dem Hornisten Hermann Ebner zu hören, das so recht einen Gang ins Hochgebirge erstrebenswert machte.

Im übrigen verhalf ein idealer „Flügelmann“ zusammen mit der Sopranistin allen Musiknummern zum vollen Erfolg: Manfred Schiebel ist eine Klasse für sich. Nicht nur seine Virtuosität begeistert, nicht nur vermeint man mitunter ein ganzes Orchester zu hören, sondern auch, wie er mit der Sängerin mitgestaltet und mitatmet und jede einzelne Pointe so setzt, dass sie optimal zur Geltung kommt, bereitet höchste Freude.

Clivias „Ich bin verliebt“ von Nico Dostal brachte dann den vollen Einstieg in jene Kunstgattung, die heute zumeist an stimmlicher Unterbesetzung leidet. Lehárs „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ aus „Giuditta“ wurde mit jener Raffinesse in Stimme und Gestik präsentiert, ohne die Operette einfach nicht zündet. Zigeunerisch kam Brigitta Prammer mit je einer Robert Stolz- und Lehár-Nummer (aus dem Film „Ein Tango für dich“ bzw. „Zigeunerliebe“), d.h. mit viel Temperament und dem nötigen sinnlichen Klang. Was an Komödiantik in ihr steckt, konnte sie in beschwingtem ¾-Takt unwiderstehlich in Ralph Benatzkys selbst im Wiener Dialekt textierten „Im Paradeisgartl is’ heut Feuerwerk“ zum größten Amüsement des Publikums im vollen Saal zum Besten geben: „Hörst, Schatzerl, wo gehn wir heut hin, fragt den Franzl die Leopoldin…“ Von ihrem Vater ist dann die Rede, der ihm im Prater eine Mordswatschen verpasst hat, dass ihm heut noch die Zähn wackeln…Deshalb möchten sie lieber ins Paradeisgartl auf der Löwenbastei, wo so ein herrliches Gras ist „vorausgesetzt, dass es nicht nass ist“…

Jedes Wort, jeder Ton saß, und die „Leopoldin“ sprühte dabei vor Spiel- und Singfreude. Beim als Draufgabe gebotenen „Kleinen Gardeoffizier“ konnten die animierten Zuhörer nicht anders als mitklatschen.

Man wünscht diesem Bühnentalent mit der wohlklingenden Stimme viele Auftrittsmöglichkeiten!

Sieglinde Pfabigan



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